Das ich hier wohl ein wenig auf der Insel der Glückseeligen wohne, jedenfalls, was das Wahlergebnis der AfD anbelangt Tatsächlich erlebe ich die Menschen hier als sehr offen und freundlich, aber es ist eben auch eine Universitätsstadt, wobei das alleine auch kein Garant mehr ist.

Süß ist ja auch die Begründung des AfD Spitzenkandidaten:

Direktkandidat der AfD in Münster ist Martin Schiller, gebürtiger Dresdener. Wie die „Westfälischen Nachrichten“ berichten, bemühte sich Schiller noch am Wahlabend, den Erfolg seiner Partei auf Bundesebene zu betonen und „strukturelle Schwierigkeiten“ für das schlechte Ergebnis in Münster verantwortlich zu machen.

Die „katastrophale Politik“ Angela Merkels sei noch nicht so angekommen in Münster. Außerdem habe es die Partei in der Stadt auch deshalb schwer, weil sie den Ausbau von Kinderbetreuung ablehne, sagte der 50-Jährige. Nach seinen Angaben kommt die AfD in Münster auf weniger als 100 Mitglieder.

Der Wähler war einfach zu dumm… kennt man ja auch von den sog. etablierten Parteien.

Mich beunruhigt zutiefst, das Menschen ihren Protest ausdrücken, in dem sie Holocoustleugner, Rassisten und Faschisten wählen. Leute, die den Klimawandel leugnen, die Arbeitslose zur Zwangsarbeit zwingen wollen und uns Frauen am liebsten als Gebärmaschinen und am heimischen Herd sehen wollen, die gegen Homosexuelle hetzen und die vermutlich alle möglichen Interessen vertreten, nur nicht die derer, die sie gewählt haben. Und mich beunruhigt zutiefst, welches gesellschaftliche Klima wir inzwischen haben, wo nicht nur verbal aufeinander losgegangen wird, sondern eben auch mit Gewalt und Brandsätzen.

So und so ähnlich…. das kann und darf nicht der neue Tonfall werden, genauso wenig wie Menschen entsorgen und was Herr Gauland sonst noch so absondert.

Es ist sicherlich kein reines Ost-Problem, aber die Frage, warum da bis zu 47% die AfD gewählt haben, warum sie in den östlichen Bundesländern fast flächendeckend auf über 20 % kommt (und eben teilweise sogar auf weit über 40%), muß schon erlaubt sein. Die Aussitztaktik eines Herrn Tillich ist nicht aufgegangen und auch in Bayern, wo die CSU versucht, die Themen zu bedienen, hat es mächtig gekracht in Verlusten für die CSU und Gewinnen für die AfD.

Ich wäre auch genervt, wenn ich dort leben würde und jeder das Bundesland nur noch mit Spott und Hohn und auch mit Verachtung überzieht. Ich habe in meiner Leipziger Zeit sehr engagierte Menschen kennengelernt, die sich gegen Rechts engagieren, die was tun, aber ich habe auch die Demos in Dresden gesehen und mich gefragt, wieso da so wenig Gegenwind gegen Pegida kommt. Leipzig hat es immerhin geschafft, das Legida irgendwann aufgegeben hat und das sicherlich auch Dank der vielen Menschen, die unermüdlich Montag für Montag gegen diese braunen Bratzen auf die Straßen gegangen sind. Ich war ja selber fast jeden Montag dabei.

Für mich ist es kein Protest, rassistische Parteien zu wählen, denn jede Stimme wird ihnen ja auch noch finanziell vergoldet. Finanziell hat die AfD auf alle Fälle einen ordentlichen Reibach gemacht und ich darf die Herren Gauland und Konsorten mit meinen Steuern alimentieren. Pfui Deibel.Natürlich gibt es in diesem Land viele Themen und Probleme, die die Politik nicht ernst nimmt. Altersarmut, Pflege, die vielen Menschen, die zu Niedriglöhnen arbeiten müssen, diejenigen, die gar nicht mehr aus Hartz IV rauskommen. Das ist bitter, ich weiß, wie das ist, auch wenn ich es schlußendlich geschafft habe und es mir heute gut geht. Aber warum kämpft man nicht an anderer Stelle für diese Themen. Guckt mal nach Frankreich, was da für Massen auf die Straßen gehen, oder in Spanien. Ich selber komme aus einer Zeit, wo wir zu hunderttausenden auf die Straße gegangen sind, damals gegen den Nato Doppelbeschluß. Gut, geholfen hat es nix, aber wir haben uns organisiert und wir haben es versucht.

Warum muß man seine Wut, seine Resignation so auslassen? Ich verstehe es einfach nicht. Und die, denen es gut geht, die AfD wählen, was hat man Euch weggenommen, warum wählt Ihr eine Partei in der es vor Rassismus und Menschenverachtung nur so wimmelt? Ich verstehe es nicht.

Ich verstehe nicht, wie man auf schutzlose Schutzsuchende losgehen kann, wie man Mitmenschlichkeit mit Füßen treten kann, gegen Flüchtlinge, Homosexuelle, Linke und wen sonst noch, hetzt und pöbelt. Das man die Menschen nicht mitgenommen hat, ist mir zu einfach. Das rechtfertigt nicht die Wahl von Rechtsextremisten.

Für mich persönlich hat das Wahlergebnis erstmal keine Konsequenzen. Ich hätte mir eine Abwahl Merkels gewünscht und habe auch so gewählt, aber ich lebe in einem Teil Deutschlands, wo es noch ruhig zugeht, wo keine Asylunterkünfte brennen, wo Homosexuelle und andere Menschen nicht auf offener Straße zusammengeschlagen werden und Angst haben müssen und wo die Stimmung noch friedlich ist. Aber Hass und Hetze werden immer salonfähiger, egal, was diese braunen Idioten von sich geben, wieviele Vorstrafen da versammelt sind und wie wenig sie Wert auf einen demokratischen Diskurs legen.

Jetzt kann ich nur hoffen, das aus der allgemeinen Betroffenheit auch etwas wächst.. ein breiter zivilgesellschaftlicher Widerstand gegen rechts. Und letztlich hoffe ich auch, das die AfD sich selber zerlegt… sie hat ja bereits damit angefangen.

Zitieren möchte ich noch Georg Restle von Monitor: